Ansprache von Pfarrer Johannes Broxtermann im Festgottesdienst:
Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft (1 Petr 2,5). Ich muss gestehen, ich freute mich richtig, als ich dieses Wort in
der Lesung für den Sonntag fand - ich denke, es passt zu unserem Anlass wie angegossen. Nicht du, Johannes Broxtermann, nicht du, Priester XY, bist der lebendige Stein - nicht du allein.
Ihr seid eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk. Ihr alle. Wir alle. Christ sein heißt: Wir sagen können - in der Wir-Form fühlen, denken, beten und handeln. In der Wir-Form
leben! Ein Priester ist nichts (oder fast nichts, oder nur ganz wenig) ohne die Gemeinde, ohne die Einbindung in ein lebendiges Wir. Und so feiern wir heute kein
"Priesterbeweihräucherungsfest" (wiewohl das Weihrauchfass ja in dieser Messe kräftig geschwenkt wird!), sondern ein Fest des Wir, ein Fest der Gemeinde. Es geht nicht um einen Priester
solistisch im Rampenlicht auf der Bühne - es geht um etwas, das ich am liebsten "Zusammenspiel" nenne (lieber als das anstrengende Wort "Zusammenarbeit"!). Wir spielen zusammen mit in
Gottes Spiel - hoffentlich spielerisch, hoffentlich heiter. Vom Fußball verstehe ich nicht viel - aber das Bild einer Mannschaft, eines Teams kann gut illustrieren, was mit den
lebendigen Steinen gemeint ist - und mit dem heiligen Volk.
Israel hat sich immer als das Volk Gottes verstanden. Als Mose die zehn Gebote Gottes empfing, da gab er Gottes Wort weiter: Ihr gehört zu mir als ein priesterliches heiliges Volk! Das
ganze Volk: priesterlich, heilig, Träger eines großen Auftrags! In der Kirche lebt dieses Denken weiter, etwa im Konzil. Da wird die traditionelle Überbetonung der Hierarchie und des
Amtes aufgebrochen, da wird das Priestertum aller Gläubigen betont. Aus dem Munde des Paulus hören wir: Ihr alle seid Geistliche! Man muss Taufe und Firmung wirklich ganz ernst nehmen -
da wird uns Gottes Geist mitgegeben. Gottes Geist hat keinen Pachtvertrag abgeschlossen mit Bischöfen und Priestern - er ist für alle da und in allen da, die sich ihm öffnen. Das ist eine
große Gabe, und es ist zugleich eine große Aufgabe, eine Sendung an alle: das Evangelium zu leben und zu erzählen und es auf alle möglichen Weisen lebendig zu halten in dieser Welt, die es
so schwer hat, sich zu konzentrieren auf etwas. Unsereins, der Priester, darf an diese gemeinsame Aufgabe erinnern, die Sendung formulieren, die Sendung "wecken" und anstoßen in so manchem,
der sie noch nicht spürt. Aber er ist nicht der, der diese Aufgabe der Verkündigung allein auf seinen Schultern hat. Nicht er allein, sondern alle - die ganze Gemeinde!
Das möchte ich heute mit besonderem Nachdruck sagen: Bitte nicht die Kirche und ihre Priester als Service-Anbieter für bestimmte religiöse Dienste und Rituale nehmen: Erstkommunion,
Hochzeiten, Beerdigung, schöne erhebende Messen. Bitte an alle Christen, sich nicht als "Kunden" zu verstehen, so sehr das ansonsten im Zug der Zeit liegen mag! Aber so geht Kirche nicht!
Gott will uns nicht als Kunden, sondern als Mit-geher, Mit-täter, Mit-spieler, eben als priesterliches Volk. Gottes Geist macht, wie das Zukunftsbild unseres Bistums sagen würde, aus Kunden
berührte, gesendete, lernende, wache Christen. Und darum feiern wir dieses Fest: als Dank an Gott, dass in den letzten 25 Jahren ein großes Miteinander möglich war und als Bitte, dass auch
in schwierigen Zukunftszeiten dieses Miteinander mit Gott und allen Getauften stark und wach bleibt!
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